Warum das Wort „Hobby“ mich zur Weißglut bringt – und warum es nie zu spät ist, deine Leidenschaft zu leben
„Oh, das ist aber ein tolles Hobby!“ – Wenn ich diesen Satz höre, könnte ich meine Gitarre oder meinen Bass nehmen und ihn mit viel Schwung über die Rübe desjenigen ziehen, der das gesagt hat. Klingt hart? Ist es auch. Aber es hat einen wichtigen Grund.
Das Problem mit dem Wort „Hobby“
Das Wort „Hobby“ beschreibt nicht im Mindesten, was in meinem Kopf und Herzen passiert, wenn ich spiele und dazu singe. Es ist kein Hobby – es ist ein Teil meiner Seele. In der Türkei hat die Saz (was Musikinstrument bedeutet) eine besondere Bedeutung. Das Instrument wird zu deinem besten Freund – „Dost“ sagt man dazu. Ich erzähle niemandem mehr, wo mir der Schuh drückt, als meinem Instrument, wenn ich daran schreibe und singe.
Wer hat eigentlich das Wort „Hobby“ erfunden? Es reduziert alles, was uns wirklich am Herzen liegt, auf eine Freizeitbeschäftigung. Aber Leidenschaft ist so viel mehr als das.
Eine neue Zeit für Leidenschaften
Wir leben in einer besonderen Zeit. Heute kannst du mit deiner Leidenschaft sogar Geld verdienen. Vor 30 Jahren gab es noch kein Etsy, wo du deine selbstgemachten Dinge verkaufen konntest, oder Shopify, wo du innerhalb von ein bis zwei Tagen einen kompletten Onlineshop mit KI erstellst.
In Zeiten, in denen KI mehr von unserer Arbeit übernehmen wird, ist es vielleicht gar nicht so verkehrt umzudenken: Hey, vielleicht verkaufe ich die selbstgemachten Kekse einfach mal online, vielleicht auch die selbstgehäkelten Waschschwämme. Das Investment ist so niedrig – warum nicht probieren?
Gesellschaftliche Konventionen durchbrechen
Egal wie wir uns drehen und wenden, es gibt immer Menschen, die dem widersprechen werden, was wir tun. Es gibt bestimmte Rollenbilder, die erfüllt werden sollen, um möglichen Aufstand zu minimieren. Natürlich sind Rollenbilder auch wichtig – die völlige Auflösung funktioniert nicht.
Aber wer kreativ ist, sollte diese kreativen und schöpferischen Kräfte auf jeden Fall fließen lassen, sonst wird man krank. Das habe ich immer beobachtet in meinem Umfeld. Manchmal muss man ausbrechen, um sich selbst zu finden. Manchmal heißt das auch, das Risiko einzugehen, etwas zu verlieren.
Wenn wir immer Angst vor Verlust haben, werden wir nie die Mannigfaltigkeit der Selbsterkenntnis und Erleuchtung erfahren.
Meine Reise der Leidenschaften
Wenn ich in mein Leben zurückschaue, sehe ich unheimlich viel Leidenschaft, die immer mal wieder präsent war. Meine Leidenschaft ist definitiv immer etwas, das mit Kunst zu tun hat – sei es das Zeichnen, Schreiben, Singen, Spielen oder Tanzen. Das brodelt einfach aus mir raus.
Mein Problem war nur, dass ich sehr spät erkannt habe, dass ich durch harte Arbeit auch darin besser werden kann. Mir hat immer das Selbstvertrauen und die Disziplin gefehlt, um das Bestmögliche aus meinen Talenten herauszuholen.
Mit 20 beim Breakdance: Der erste Durchbruch
Ich war schon immer eine Partyratte und als 90er-Kind hatte ich natürlich schon den einen oder anderen Move ausprobiert. Mit 20 war ich dann das erste Mal beim Breakdance-Training – ein absoluter Game Changer.
Das Besondere bei den meisten Breakdance-Trainings in Jugendhäusern ist, dass jeder erstmal für sich alleine trainiert. Ich bekam die Grundschritte gezeigt und dann hieß es: „So, jetzt übst du mal alleine.“ Als Introvert fand ich es krass, diese Selbstdisziplin zu entwickeln.
Am Anfang hat es nicht besonders gut geklappt. Ich wurde auch manchmal fertig gemacht und war kurz davor aufzugeben. Aber mit der Zeit wurde es meine Motivation weiterzumachen, um sie in einem Underground-Cypher zu „smoken“. Es hat einige Jahre gedauert, aber ich bekam den Respekt, den ich mir erwünscht hatte.
Mit 25 die Gitarre: Der Wendepunkt
Irgendwie wollte ich schon immer Musik machen. Ich kannte so viele MCs, Producer und Musiker aus der Hip-Hop- und Jungle-Szene, bekam es aber nie hin, einen richtigen Track aufzunehmen. Immer wenn es ans „Representen“ ging, bekam ich meinen Mund nicht auf oder war so aufgeregt, dass ich mich verhaspelte.
Mit 25 bekam ich dann auf einmal einen Rappel, als ich die Gitarre von meinem Vater wiederentdeckte. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für Gitarrenunterricht.
Der entscheidende Moment kam, als ich ins Jugendforum zum Training ging. Mittwochs hörte ich immer eine türkische Chorgruppe singen – ich bekam jedes Mal Gänsehaut. Es fühlte sich an, als würden mich meine Ahnen rufen. Irgendwann fasste ich mir ein Herz und klopfte an ihre Tür.
Sie nahmen mich total nett auf. Obwohl mein Türkisch nicht gut war, sagten sie: „Wir bringen dir das bei.“ Und genauso war es dann auch.
Die Transformation
Parallel lernte ich Gitarre spielen bei einem sehr guten Lehrer, der mein Potenzial sah und mir bei der Potentialentfaltung half. Auf einmal war ich mittwochs nicht mehr im Keller beim Training, sondern sang oben mit der Chorgruppe.
Es war irgendwie komisch: Obwohl ich eigentlich schon zu spät dran war, passierte etwas, das ich bis heute nicht beschreiben kann. Die Gitarre hat mir das Singen beigebracht – und die türkische Sprache, denn mein Türkisch war miserabel, bevor ich türkisch gesungen habe.
Mein 6-Schritte-Fahrplan zur Leidenschaft
Aus all meinen Erfahrungen habe ich meinen eigenen kleinen Fahrplan entwickelt:
- Leidenschaften erkennen – Was habe ich eigentlich gerne als Kind gemacht?
- Andere Menschen studieren – Die diese Leidenschaft richtig gut leben
- Sich weiterbilden – Mit den bestmöglichen Mitteln, die dir zur Verfügung stehen
- Das Beste aus sich rausholen – Daran arbeiten, kontinuierlich besser zu werden
- Disziplin entwickeln – Selbstdisziplin ist elementar
- Immer wieder hinterfragen – Wo will ich hin mit all dem, was ich lerne?
Diese Schritte sind nicht in Stein gemeißelt, aber sie haben mir geholfen, meine Leidenschaften nicht nur zu entdecken, sondern auch zu leben.
Es ist nie zu spät
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt auf dem persönlichen Weg zur Entfaltung der eigenen Kräfte. Das ist kein esoterisches Geschwätz, sondern einfach meine Erfahrung.
Vergiss nie: Es ist eigentlich nie zu spät. Ob mit 20, 25 oder 50 – wichtig ist, dass du anfängst und an deine Fähigkeiten glaubst. Hier im Ort gibt es eine Gruppe, die Saz spielen lernt – die Frauen sind 70 Jahre alt und nennen sich „Golden Girls“. Sie haben sehr spät angefangen. Wenn die das können, dann kannst du das auch.
Nicht jeder muss gleich ein Superstar werden. Du machst es für dich und für die schöpferischen Kräfte, die in dir brodeln. Und wenn du dann noch Menschen berühren kannst oder deine Kekse verkaufst – dann ist das doch schon in Ordnung.
Fazit
Lass dir von niemandem einreden, dass deine Leidenschaft nur ein „Hobby“ ist. Es ist ein Teil von dir, der gelebt werden will. Und in unserer heutigen Zeit hast du mehr Möglichkeiten denn je, daraus etwas zu machen.
Trau dich, gegen den Strom zu schwimmen. Trau dich, deine schöpferischen Kräfte fließen zu lassen. Es ist nie zu spät anzufangen.
Du bist unsicher, wo Deine Stärken sind? Ich habe hierzu einen Leitfaden basierend auf meinen eigenen Erfahrungen erstellt, der Dir helfen kann, das rauszufinden.
Halt! Warte!
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